5’500 km and 7 nights on the Queen Mary 2 crossing the Atlantic from New York to Southampton in England!


 

Von New York mit dem Schiff einmal quer über den Atlantik nach Southampton in England… irgendwie schon ziemlich cool. 🙂 

Die Queen Mary 2 ist heute das einzige Schiff, das im Transatlantikdienst unterwegs ist. Das Schiff ist von der Konstruktion (mit Flügel ähnlichen Stabilisatoren) besonders gut für die rauen Bedingungen des Nordatlantiks ausgelegt. Die regelmässigen Atlantiküberfahrten werden von der traditionsreichen britischen Reederei Cunard explizit nicht als Kreuzfahrt, sondern als fahrplanmässige Linienfahrt bezeichnet – eine Art Fähre über den Atlantik also…  naja wir waren uns ja schon bewusst, dass die Überfahrt etwas luxuriöser ausfallen wird, als was wir sonst so gewohnt sind… doch als wir die Queen Mary 2 betreten, fühlen wir uns (besonders nach 3 Monaten Camping in unserem Dodge) wie auf einem anderen Planeten.

Mit der Skyline von New York hinter uns stechen wir in See!

Die Queen Mary 2 liegt im Brooklyn Terminal
Blick vom obersten Deck der Queen Mary 2 auf Manhattan
Als wir ablegen, kommen wir auch an der Freiheitsstatue vorbei
Die Queen Mary 2 wurde so gebaut, dass sie unter der Verrazzano Brücke durchpasst –  wenn auch anscheinend nur knapp 😉
Bbye New York
Willkommen an Bord 🙂

 

Der Zugang zum Schiff führt über die “Grand Lobby” mit einem grossen Treppenhaus, wo wir mit einem live Harfenspiel begrüsst werden. Gleich um die Ecke befindet sich das Spielcasino und diverse Einkaufsmöglichkeiten, wo von edlem Parfüm bis zu teurem Schmuck alles zu finden ist. Von der Lobby führen weite Gänge in verschiedene Bereiche. Alles ist kunstvoll gestaltet und ausgeleuchtet. Kunst ist nicht nur Gestaltungselement, sie kann auch auf einer Kunstgalerie an Bord erstanden werden.

Die Grand Lobby

 

Jeden Tag bekommen wir eine Kurzzeitung in Englisch und Französisch zusammen mit technischen Informationen zum Boot, Hintergrundinformationen zum Atlantik oder einem historischen Abriss zur Titanic in die Kabine geliefert. Zudem erhalten wir jeden Tag ein Tagesprogramm mit Aktivitäten für den Folgetag. Das Tagesprogramm ist jeweils 2 A4 Seiten lang und bietet für jeden Geschmack etwas. Thema der Woche ist das Weltall, wozu zahlreiche Präsentationen stattfinden. Aber auch eine ozeankundige Rednerin vermittelt einen interessanten Einblick in die ozeanische Ökologie, Tierwelt und Verschmutzung. Workshops zu Kunst, Edelsteinen, Akupunktur, Aquarell oder Blumenstecken stehen ebenfalls auf dem Programm. Wellness und Beauty nimmt mit einem separaten Spa-Bereich sogar einen eigenen Teilbereich des Schiffes ein. Mag man es etwas ruhiger kann man sich jederzeit in die Bibliothek oder in den Spielraum zurückziehen und nur durch eine Glasscheibe entfernt, fast auf Wasserhöhe den Wellen zu schauen.

Tagesprogramm für einen Tag
Hier sitzen wir fast auf Meereshöhe

 

Auch das Kulinarische kommt nicht zu kurz. An Bord befinden sich sieben Restaurants, darunter das “Britannia Restaurant”, das auf zwei Ebenen knapp 1’350 Plätze bietet. Jeden zweiten Tag findet hier das “Gala-Dinner” bzw. das Captains-Dinner statt… die Kleidervorschriften für diese Events sind besonders strickt. Generell sind 3 Dresscodes auszumachen:

  • Tagsüber – Casual: Jeans und T-Shirt sind okay… allerdings fällt man damit auf. Die meisten sind eher causal-elegant gekleidet. Die zurzeit modisch-zerrissenen Jeans sind auf dem ganzen Schiff nicht erwünscht. Sportkleidung ist auf die Pool und Fitnesseinrichtungen eingegrenzt.
  • “normale” Abende – Smart Attire: Schöne Hosen, Hemd und Jackett für Männer, Krawatte optional / Schöne Hosen, Bluse, Zweiteiler oder Kleid für Damen – Das heisst für uns das beste was wir im Rucksack hatten
  • Gala Abende – Dress to impress: Frack, Blazer mit Krawatte oder Fliege obligatorisch für Herren / Kleid oder Robe für Damen

Die Kleiderordnung wird ernst genommen. An einem “normalen” Abend wurde ein Pärchen in unserem Alter mit T-Shirt und Turnschuhen für das Britannia Restaurant abgewiesen. Hungrig bleiben mussten sie allerdings nicht, denn es gibt auch alternative Verpflegungsmöglichkeiten z.B. im “King’s Court”. Zwar ist ein Teil des King’s Court den Gästen der höheren Kabinenkategorien vorbehalten, doch bietet das King’s Court Buffet schon mehr als das Herz begehrt. Köstlichkeiten aus der ganzen Welt stehen schön arrangiert bereit und die Auswahl variiert ständig. Klar, dass wir uns da kaum zurück halten können. 😉

Das zweistöckige Britannia Restaurant
Ein kleiner Ausschnitt des King’s Court Buffets
Hmmm

 

Dafür gibt es ja aber ein Promenadendeck, ein Fitnesscenter, 3 Pools und unzählige Gelegenheiten, um beim Tanzen die Kalorien wieder abzutrainieren. Oder man setzt sich mit rundem Bauch in einen der bequemen Sessel im Bordkino “Illuminations”, das auch als Planetarium genutzt wird. Abends gibt es jeweils mehrere Vorstellungen im “Royal Court Theatre” das von Wunderstimmen, Tanzdarbietungen und Komödianten alles im Programm hat. Jeden zweiten Tag gibt es im “Queen’s Room” einen Ball, eine 20er Jahre Party oder eine andere Tanzveranstaltung. Wenn man mag, kann man den Abend im Pub bei Gitarren Klängen, in der Lounge bei Jazz oder im Nachtclub “G32” mit live Band / einem DJ ausklingen lassen bzw. die Nacht durchtanzen.

Das Promenadendeck
Ein Drittel des Fitnesscenters
Der Aussenpool
Das Kino und Präsentationsraum
Das Theater
Der Ball- / Festsaal
Das Pub

 

Es ist offensichtlich, dass die ganze Fahrt auf ein älteres Publikum ausgerichtet ist. Tatsächlich sind wir deutlich bei den jüngsten. Das Durchschnittsalter dürfte wohl zwischen 60 und 70 liegen. Wir haben jedoch nicht schlecht über die Tanzlust und die Ausdauer vieler älterer Pärchen gestaunt. Zuerst haben wir uns mit so vielen guten Tänzern gar nicht aufs Parkett getraut. Als aber eine ältere Dame im Rollstuhl voller Freude auf den Tanzboden rollt, sagen wir uns, dass  auch wir uns den Spass nicht entgehen lassen sollten. Mit einem extra Glas Rotwein hat es dann auch ganz gut geklappt. 😉

Mehr als einmal ist es uns passiert, dass, als wir spät abends im Lift auf den Knopf der 13ten Etage gedrückt haben, wir gefragt wurden, ob sich dort ein Nachtklub befindet… äh… nein dort ist unsere Kabine, weil wir müde sind. 😉

Das Tagesprogramm ist sehr vielseitig ausgestaltet. Zwar ist die Zielgruppe, wie erwähnt, deutlich älter als wir, doch finden wir mehr als genug Interessantes zu tun. Da macht es auch nichts, dass wir an der Bordkabine gespart hatten und kein Fenster haben. Es wäre zwar schön gewesen, auf dem Balkon sitzend auf den Ozean hinaus zu schauen, aber so verlassen wir wohl häufiger die Kabine und nehmen öfters an Aktivitäten teil. Wir spielen Bingo, besuchen mehrere Tanzkurse (!), lauschen Präsentationen, schwitzen jeden Tag im Fitness, hüpfen danach in den Whirlpool und profitieren von den vielen musikalischen Darbietungen. Dazwischen verköstigen wir uns immer wieder am Buffet oder im Restaurant. 

Unsere Kabine
Wir hoffen auf Glück beim Bingo (vielleicht als Budget für die nächste Weltreise? 😉  )
Unsere Tanzkursklasse
Der Innenpool
Der Whirlpool

 

Natürlich könnte man noch vieles Mehr machen: persönliches Fotoshooting, Spa- und Wellnesssitzungen, individueller Tanzkurs, persönlicher Fitnesstrainer, Tischtennis Wettkampf, Golfsimulator und und und. Aber auch schon so gehen die Tage schnell vorbei.

Für die ganze Überfahrt hatten wir ziemliches Glück mit dem Wetter. Nur ein Tag war etwas schauklig und meine Sensitivität für Seekrankheit hat sich bemerkbar gemacht. An einem anderen Tag hätten wir in einen Sturm kommen sollen, doch glücklicherweise hat er schneller nach Norden abgedreht. Schliesslich haben wir kaum etwas von diesem Tief gemerkt. 

Die See war meistens ruhig und manchmal kam sogar die Sonne raus

 

Die grösste Anzahl der Gäste auf dem Schiff stammen aus Grossbritannien, gefolgt von den USA und anschliessend Deutschland. Der grosse Anteil der Arbeitenden auf dem Schiff kommt von den Philippinen, aus Südamerika oder haben einen afrikanischen Hintergrund. Diese Beobachtung in Kombination mit dem Luxus, den die Passagiere erfahren, hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Auch die Zahlen zum Treibstoffverbrauch lassen uns nicht kalt…. alles hat seinen Preis. 

Gäste am Bord der Queen Mary 2 nach Nationalität

 

Nichtsdestotrotz ist die Überfahrt über den Atlantik auf einem Schiff mit einem solch geschichtsträchtigen Namen ein Erlebnis. Die erste Queen Mary begab sich 1936 auf ihre Jungfernfahrt und war von 1938 bs in die 50er Jahre hinein das schnellste und wohl auch prunkvollste Boot auf der Transatlantikroute nach New York. Während des 2ten Weltkriegs wurde sie grau angemalt und beförderte insgesamt 800’000 Soldaten. Nach dem Krieg wurde sie generalüberholt und wieder als Passagierschiff eingesetzt. In den 60er Jahren wurde jedoch der Schiffsverkehr durch den Flugverkehr abgelöst und die Queen Mary wurde 1967 pensioniert. Sie liegt heute in Kalifornien fest vertäut und wird als Hotel und Restaurant genutzt.

Übrigens hätte der Name des Schiffs angeblich zuerst Victoria lauten sollen, was in die Cunard-Tradition von Schiffsnamen, die auf “ia” enden, gepasst hätte (RMS Lusitania, RMS Aquitania, RMS Mauretania, RMS Berengaria). Als König George V gebeten wurde, das Schiff auf den Namen “Britanniens grösster Königin” zu taufen, antwortete dieser, dass seine Frau, Königin Mary von Teck, sehr geehrt sei dem prachtvollen Schiff ihren Namen zu geben. Natürlich gab es kein Zurück und das Schiff wurde 1934 von der gleichnamigen Monarchin getauft. 

Die Queen Mary 2 knüpft in ihrem Erscheinungsbild, als auch durch die Gepflogenheiten an Bord an die ursprüngliche Queen Mary und generell an die Transatlantikliner des frühen 20sten Jahrhunderts an. Sie ist heute der einzige aktive Transatlantikliner und zählt mit einer Kapazität von fast 2700 Gästen und einer Crew von knapp 1’300 zu den grössten Passagierschiffen der Welt. 

Fakten zur Queen Mary 2

 

Nach 7 Nächten und wohl mit 3 kg mehr auf den Hüften, kommen wir früh morgens in Southampton in England an. Es ist noch dunkel, als das enorme Schiff mit einer unglaublichen Präzision rückwärts ans Dock gesteuert wird. Das von Bord gehen verläuft geplant und gestaffelt. Auch das Gepäck ist in Sektoren geordnet und säuberlich aufgereiht. Unsere Rucksäcke sind schnell gefunden, sind sie doch eher exotisch unter all den Koffern. 

Die Queen Mary 2 wird rückwärts parkiert

 

England begrüsst uns mit einem heftigen Regenwetter. Hier sind wir also, zurück auf europäischem Boden und das nach bald 18 Monaten. Hallo Europa!