The Phong Nha-Ke Bang National Park in Vietnam contains the oldest karst system in Asia and is between 400-450 million years old. It is also here, where the largest cave in the world was discovered in 2009: Son Doong. Less than 20 of the so far 300 discovered caves are open for visitors and of those only a handful can be explored without a guided tour. 


 

In den letzten Tagen sind wir durch touristenlose Reis- und Zuckerrohrfelder, Tee- und Bananenplantagen, vietnamesische Städte und Dörfer gefahren. Nun nähern wir uns Phong Nha, das ein Stopp für die meisten Touristen auf ihrer Vietnam Tour ist. Denn der Nationalpark Phong Nha-Ke Bang besteht aus dem ältesten Karstsystem in Asien und ist zwischen 400 und 450 Millionen Jahre alt. Hier wurde 2009 auch die grösste Höhle der Welt entdeckt: Son Doong. Sie ist 5 km lang und könnte ein ganzes Quartier von New York inkl. Wolkenkratzer beherbergen. Da wir aber weder ein Jahr im Voraus gebucht haben und 3’000 Dollar für einen Höhlenbesuch ausserhalb unseres Budgets liegen, begnügen wir uns mit kleineren aber ebenfalls beeindruckenden Höhlen.

Nur wenige der über 300 bekannten Höhlen sind für Touristen geöffnet und nur eine Hand voll können auf eigene Faust besucht werden. Einfachheitshalber schreiben wir uns für eine Tagestour in unserem Hostel ein. Es stehen drei Höhlen auf dem Programm inkl. Jungle-BBQ und einer kurzen Junglewanderung. Wir werden am Morgen im Hostel abgeholt und unsere Führerin Nga führt uns und 6 andere junge Touristen durch den Tag.
  

Paradise cave

Als erstes fahren wir zur Paradieshöhle. Diese Höhle ist infrastrukturell sehr gut erschlossen und ist entsprechend beliebt bei Touristen. Da wir relativ früh dran sind, hält es sich aber mit der Menschenmenge in Grenzen. Der Höhleneingang liegt einiges oberhalb des Parkplatzes und somit ist zuerst Treppensteigen angesagt. Nach dem Trek in Nepal kein Problem? Naja, mich hat es jedenfalls ins Schwitzen gebracht, was aber sicher an der hohen Luftfeuchtigkeit hier liegt – Das sag ich mir jedenfalls 😉

Eingang zur Paradieshöhle

Ein Holzsteg führt in die Höhle hinab und die dezente Beleuchtung erlaubt einen ersten beeindruckenden Blick auf den Hohlraum.

Höhleneingang

Einige Treppenstufen führen hinab zur ersten Aussichtsplattform. Nga bringt uns die Entstehung des Karstsystems näher und erklärt den Unterschied zwischen Stalaktiten (Tropfstein von oben), Stalagmiten (Tropfstein von unten) und Stalagnat (Zusammenschluss von Stalaktit und Stalagmit) und deren Färbung: Rot für Eisen, Grün für Kupfer, Weiss für Calcium und Schwarz für Magnesium. Das Höhlensystem ist 31 km lang, Besucher sehen davon aber gerade mal 1 km. 

Leicht gefärbte Tropfsteine
Ein Steg führt durch die Höhle

Dieser 1 km ist voll von diversen Tropfsteinformen gewachsen über Millionen von Jahren. Durchschnittlich wachsen Tropfsteine hier um 0.13 mm pro Jahr. Das heisst ein Tropfstein von einem Meter Höhe ist etwa 8’000 Jahre alt. Obwohl der Steg daran hindert, die Tropfsteine von ganz nah zu sehen, ist es wohl genau das Richtige, um diese auch für die Zukunft zu erhalten. Auch so, nimmt das Staunen kein Ende.

Stalaktiten und Stalagmiten

 

8 Ladies Cave

Mit dem Auto geht es weiter zur 8 Frauen Höhle. Die Höhle an sich ist nur ein paar Meter tief, also nicht besonders spektakulär. Aufgrund ihrer Geschichte, wurde aus ihr jedoch eine Gedenkstätte. 

Gedenkstätte beim 8 ladies cave

Die Höhle liegt an der Strasse Nr. 20, die während des Vietnamkriegs (in Vietnam wird er amerikanischer Krieg genannt) wichtig für die Nord-Süd Verbindung der Viet Kongs war. Sie wurde entsprechend häufig von den amerikanischen Bombern anvisiert. Freiwillige ebnen die Strasse immer wieder aus, damit die Verbindung aufrecht blieb. Während eines Bombardements 1972 versteckten sich 8 Leute, die an der Strasse arbeiteten (es waren anscheinend nicht nur Frauen), in der Höhle. Eine Bombe detonierte in der Nähe, wodurch der Höhleneingang durch Felsen verschüttet wurde. Vietnamesische Soldaten in der Nähe hörten die Rufe aus der Höhle und versuchten die 8 Eingeschlossenen zu befreien, jedoch erfolglos. Am 9ten Tag verstummten die Rufe. 

1996 wurde der Höhleneingang aufgesprengt und die Überreste geborgen. Die Höhle und ein dazugehöriger Tempel bilden heute eine Gedenkstätte für die 8 Verschütteten sowie 5 weitere Menschen, die durch dieselbe Bombe vor der Höhle ihr Leben verloren. 

8 Ladies Cave

 

Normalerweise bringt man Verstorbenen Geschenke mit. Da wir keine Geschenke haben, dürfen wir nicht die Haupttreppe zum Tempel hinauf steigen, sondern gehen auf einem Seitenweg hinauf. 

Tempel neben dem 8 Ladies Cave

Hat man Opfergaben oder Geldgeschenke dabei, werden diese zum Altar gelegt oder in einem dafür vorgesehenen Kamin verbrannt. Was verbrannt wird, erhalten die Verstorbenen und können es in ihrem Leben nach dem Tod verwenden. Aber keine Angst, es wird nicht echtes Geld verbrannt. Neben dem Tempel gibt es einen kleinen Stand, da kann man sich mit Falschgeld eindecken. Anscheinend ist das Falschgeld kein Problem für die Verstorbenen. Gemäss Nga verwandelt sich das Falschgeld im Jenseits in Richtiges. Wie praktisch 🙂

 

Junglewanderung

Nochmals eine Schicht Sonnencreme und eine extra Ladung Eau de Mückenspray und los geht unser Fussmarsch. Durch dichtes Grün führt ein kleiner schlammiger Weg in den Jungle hinein. Ich bin ja gespannt, wie sich die weissen halbhohen Socken unseres Tourgenossen machen werden. 

Auf in den Jungle

Der Weg ist nicht mehr als ein Trampelpfad. Wir klettern über ein paar umgestürzte Bäume auf dem Weg, haben aber sonst mit wenig Widerstand zu kämpfen. Nga warnt uns allerdings eingehend vor “poison ivy”. Die Oberseite der Blätter ist zwar sicher, doch die Unterseite hinterlässt einen bösen Ausschlag auf der Haut. Erwischt man einen, kann man nur noch warten bis er vorüber geht. 

Unsere Führerin Nga warnt uns vor dem poison ivy

 

Mittagessen

Einige Träger sind uns voraus geeilt und haben in einem kleinen Flussdelta ein Camp aufgestellt. Die Fleichspiesse braten schon über dem Feuer als wir das Lager erreichen.

Das Mittagslager

Auf dem Boden wird eine Blache ausgerollt und auf einem sauberen Plastik Reisteigblätter, Grünzeug, Tofu und Gurken verteilt. Dazu kommt das frisch gegrillte Fleisch. Eine Gewürzmischung mit Erdnüssen und eine Chili-Sauce stehen ebenfalls bereit. Jeder kann nach Belieben die Reisteigrollen füllen. Bon Appétit!

Zutaten für Reisteigrollen

 

Tra Ang Cave

Nach dem Mittagessen heisst es Ausrüstung fassen! Diese besteht aus Plastiksandalen, Handschuhen, Schwimmwesten und Helm mit Stirnlampe. Jetzt wird es abenteuerlich!

Fertig ausgerüstet

Die nächste Höhle ist nur ein kleines Stück entfernt. In der schicken Ausrüstung gilt es zuerst mit Hilfe eines gespannten Seiles den nahen Fluss zu überqueren. Das Seil ist tatsächlich hilfreich, denn der Fluss reicht bis zu den Oberschenkeln und hebt einem fast von den Füssen. Als nächstes überqueren wir einen kleinen Strand und klettern anschliessend über grosse Felsbrocken zum Höhleneingang. Vor uns liegt der dunkle Schlund der Höhle, gefüllt mit milchig grauem Wasser.

Eingang zur Tra Ang Höhle

Von nun an heisst es Schwimmen! Kalt ist das Wasser zwar nicht, aber warm ist anders. 😉 Armzug um Armzug dringen wir in das Dunkel der Höhle ein. Der Blick zurück ist spektakulär! Das wilde Grün des Jungles rahmt den Höhleneingang und das einfallende Licht, das sich langsam in der Höhle verliert hat etwas märchenhaftes. Der Höhleneingang wird zum Fenster in eine andere Welt.

Vor uns liegt nichts als Schwärze. Unsere Stirnlampen helfen die Ausmasse der Höhle zu schätzen. Vielleicht 30 m über uns hängt die Decke. Die Sicht ist allerdings nicht klar, da feine Wassertröpfen einen Nebel bilden, als ob die Höhle ihre eigene Wolke hätte. Begleitet werden wir von Fledermäusen, die knapp über dem Wasser nach Insekten jagen. Etwa 40 Minuten bzw. 600 m schwimmen wir gegen den Strom bis zum Ende der Höhle. Ganz das Ende ist es zwar nicht. Ein etwa 1 m breiter und 1 m hoher Tunnel führt noch weiter in den Fels. Mehr als einen Blick werfen wir aber nicht hinein. Für einen Moment schalten wir alle unsere Stirnlampen aus. Es herrscht absolute Dunkelheit und ausser unserem Atem absolute Stille – ein Erlebnis besonderer Art… 

Da wir leider keine wasserresistente Kamera besitzen, können wir leider von dieser Höhle keine Bilder zeigen… 🙁

Mit dem Erlebten im Kopf und der Kälte in den Gliedern lassen wir uns vom Strom zum Höhleneingang zurück tragen. Nach einer Stunde im kühlen Wasser sind wir für den warmen Tee im Lager besonders dankbar. 

Unser Trampelpfad bringt uns zurück zum Auto, wo wir mit einem gesponserten Getränk anstossen. Und die weissen Socken unseres Tourgenossens? Auf dem letzten Meter streift er sich mit dem schlammigen Fuss… fast hätte er es geschafft mit weissen Socken aus dem Jungle zu kommen 😉