Fenghuang a charming river town or a touristic nightmare – sort of both.


 

In Fenghuang

Nach Fenghuang (chinesisch für Phönix) zieht es uns vor allem wegen der antiken Altstadt am Wasser. Gemäss Schriftsteller Rewi Alley soll es sogar die schönste Stadt Chinas sein! Zudem wurde Fenghuang 2008 in die Liste der Kategorie Kultur als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Und tatsächlich finden wir was wir gesucht haben. Das Zentrum der alten Stadt stammt aus der Qing-Dynastie und wurde 1704 erbaut. Der Fluss Tuo Jiang windet sich malerisch durch die restaurierte Altstadt und beide Ufer werden von traditionellen Pfahlbauten gesäumt.

Traditionelle Pfahlbauholzhäuser am Flussufer
Sicht auf die überdachte Phönix Hong Brücke

 

Nur schade, fühlt sich die Stadt fast etwas künstlich an. Es ist offensichtlich, dass der Ort vom Tourismus lebt und anscheinend wird Fenghuang auch manchmal als Ibiza von China bezeichnet. Überall werden Fotoshootings in (billigen Kopien von) traditionellen Gewändern angeboten und abends verwandeln sich die Restaurants und Cafes in Discos, deren bonbonfarbige Lichter sich mit der üppigen Beleuchtung des Flussufers vermischen. Gleichzeitig setzen sich die Holzboote mit den roten Laternen wunderschön ins Szene. Wir sind hin und her gerissen: Irgendwie ist die Stadt extrem hübsch aber gleichzeitig auch irgendwie nicht.

Disco- und Uferbeleuchtung 
Holzboote mit roten Laternen vor der beleuchteten Uferpromenade

 

Dafür haben wir Glück mit der Jugendherberge. Die Adresse führt uns in einen zentralen aber versteckten Winkel von Fenghuang. Von einer jungen Chinesin werden wir herzlich empfangen und erfahren, dass sich unser Zimmer ein kurzer Fussmarsch entfernt befindet. Schade, denken wir zuerst, da die Lage eigentlich sehr gut wäre. Wir werden durch die Touristenmeile geführt, biegen in eine unscheinbare Gasse ab und erklimmen 101 zerrüttete Treppenstufen. Es lohnt sich! Das Gebäude am Ende der Treppe gehört wohl der Familie. Unser Eckzimmer ist hell und mit Aussicht auf die Altstadt von Fenghuang.

Aussicht von unserem Zimmer auf die Altstadt

Die Mutter unserer Gastgeberin bereitet uns am Morgen leckeres chinesisches Frühstück (auf westliche Mägen ausgerichtet 😉 ) bestehend aus gedämpftem Brot, wie Porridge gekochter Reis, gekochter Knoblauch, Rührei mit Peperoni und Nudeln mit Gemüse.

chinesisches Frühstück

Und zudem gibt es zwei süsse verschmuste Hauskatzen! Nur tut es einem leid, sie den ganzen Tag an der Leine zu sehen…

Die zwei Katzen des Hauses sind total verschmust

 


Chinesen mögen ja Fotoshootings extrem. Fenghuang bietet eine perfekte Kulisse für all die porträt- und selfiewütigen. Nur bleibt es oft nicht dabei, sich selbst zu fotografieren oder fotografieren zu lassen. Es kommt immer wieder vor, dass Chinesen uns fotografieren wollen, da wir als Weisse und ich als Blonde doch etwas exotisch sind. Oft wollen sie Fotos mit ihnen zusammen, oder knipsen uns aus etwas Entfernung so wie wir gerade sind: Laufend, sitzend, essend… Am Anfang war das ehrlich gesagt recht witzig. Wir fühlten uns wie Stars und haben fröhlich jedem Foto zugestimmt oder geschmunzelt, wenn uns jemand heimlich fotografierte. Mit der Zeit wurde es aber eher seltsam, wie eine Kuriosität oder ein Tier im Zoo kommt man sich vor. Und irgendwann ist man den Rummel auch etwas leid. Verweigert man ihnen das Foto, insistieren sie oft mit Worten und Gesten oder schubsen einem vor die Kamera. Böse ist das ja nicht gemeint, es ist halt die chinesische etwas raue Freundlichkeit.

Wir sind eine Attraktion

In Fenghuang war es jedoch besonders “schlimm” mit den Paparazzi. Wir konnten uns kaum frei bewegen. Sogar ins Restaurant folgten sie uns! Dann hatte Pascal die zündende Idee: Zurück fotografieren! Sobald er bemerkte, dass uns jemand fotografiert, hat er selbst die Kamera gezückt. Einige waren peinlich berührt, einige fanden das lustig und andere haben extra versucht heimlich Fotos zu machen, sobald wir wegschauten. Uns hat das “mit eigenen Waffen zurück schlagen” etwas den Spass für die Situation zurück gegeben. 😉

Paparazzi folgen uns ins Restaurant
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