So far we’ve traveled by bus, by mini-van, by train, by boat, by foot and as little as possible by plane. Vietnam will be different! Here, we will have two wheels to carry us from North to South!


 

In Vietnam bewegt sich die lokale Bevölkerung fast ausschliesslich auf zwei Rädern. Eine Minderheit besitzt ein Auto (sei es aufgrund der extrem hohen Importsteuern oder dem Platzmangel auf der Strasse).  Es ist schon beeindruckend, wie alles auf der Strasse wuselt und doch irgendwie funktioniert. Fussängerstreifen sind jedoch reine Dekoration und auch eine rote Ampel heisst nicht unbedingt, dass der Verkehr anhält. Die Zauberformel heisst: Langsam und stetig gehen, keine hektischen Bewegungen machen und nicht rennen! – irgendwie erinnert mich das stark ans Bären-Training in Alaska 😉 

Auch wir wollen uns in Vietnam auf zwei Rädern bewegen. Wir haben ja beide das grosse Töffbillet, sind also keine absoluten Neulinge. In der Altstadt sind wir dann zufällig an “Style Motorbikes” vorbeigelaufen und haben ein Schild gesehen: Einen Monat mieten für 200 Dollar und Rückgabe im Süden in Ho-Chi Minh City (ehemals Saigon) möglich. Das wäre perfekt! Wir haben das Unternehmen im Internet kurz gegoogelt und fanden viele und nur positive Kommentare, tiptop! Wir haben unser Unternehmen des Vertrauens gefunden. 🙂

Unser Vermieter des Vertrauens in Hanoi

Am nächsten Tag haben wir uns bei ihm im Gespräch ein Bild gemacht, am Tag danach konnten wir die Motorräder (im Regen) Probefahren und am Folgetag standen sie abfahrbereit für uns vor dem Laden. 🙂 Es wäre auch schneller gegangen, aber wir haben relativ lange überlegt, ob wir ein Motorrad kaufen oder mieten wollen. Kaufen kann man anderenorts relativ einfach schon für 200 oder 300 Dollar. Aber man weiss halt nie so recht was man kriegt und am Ende muss man es ja auch wieder (am Ende des Visa ev. auch kurzfristig) verkaufen können. Obwohl wir für denselben Preis ein billiges Motorrad hätten kaufen können, haben wir uns schlussendlich für Mieten entschieden. Die Sicherheit ein gutes und zuverlässiges Motorrad zu haben, ist uns den Preis wert. 

Zudem ist ein Service in Hue (etwa in der Hälfte) inbegriffen und telefonische Unterstützung unterwegs zugesichert, sollte es nötig werden. Auch kriegen wir allerlei an Informationen, wie wir unterwegs das Motorrad in Schuss halten (auch auf Vietnamesisch). Das tolle an Vietnam: Alle bewegen sich auf zwei Rädern, also gibt es auch an jeder Ecke Mechaniker, die über Ersatzteile verfügen. Das Zauberwort für das wir Ausschau halten werden heisst “Xe Mai”.

Und was für ein Motorrad ist es geworden? Eine Detech Espero 127 ccm. Leider ist es keine echte Honda, aber Detech baut anscheinend das nicht mehr produzierte Hondamodell nach. 

Unsere Detech Espero

Ein Helm wäre im Mietpreis inbegriffen, aber die Nussschale (die hier alle tragen) scheint uns nicht sehr vertrauenserweckend. Wir kaufen daher einen (hoffentlich) robusteren Helm mit Visier. Auch Handschuhe und Regenmontur leisten wir uns. 

Etwas Gedanken gemacht haben wir uns, wie wir unsere Rucksäcke mit dem Motorrad transportieren können. Völlig unnötigerweise hat sich heraus gestellt. Was die Vietnamesen nicht alles auf dem Motorrad transportieren! Es ist wirklich unglaublich. Von mehreren 1.5 m hohen Vasen bis hin zu ganzen Möbel sehen wir alles. Unser Motorradvermieter stattet uns mit einigen Gummibändern aus und voilà unsere Räder sind bereit!

Bereit zur Abfahrt

 

Und los geht es! Die erste Feuertaufe im Verkehr von Hanoi! Persönlich war ich ja schon etwas nervös. Aber ruhig bleiben, auch wenn sie Hupen und keine hektischen Bewegungen… und es hilft ungemein, kann ich mich darauf konzentrieren Pascal hinterher zu fahren. Er hat schon etwas mehr Erfahrung mit asiatischem Verkehr und beherrscht das Chaos. Super für mich, ich kann also einfach hinter ihm her fahren… und schwupp, nach 5 Minuten hatte ich ihn verloren. Er überquerte langsam aber stetig 3 Spuren und bog nach rechts ab. Als ich ihm folgen wollte, waren da so viele  Motorräder vor mir, hinter mir und neben mir, dass ich mich gezwungen fühlte gerade aus zu fahren. 😉

Aber einmal aus der Stadt heraus wird der Verkehr weniger. Dafür werden Löcher häufiger 😉 Da wir uns aber bewusst für Nebenstrassen entschieden haben, gehört das zum Erlebnis dazu und die Landschaft ist dafür um so schöner. Wir merken aber bald, dass wir nicht besonders schnell unterwegs sein werden. Der Strassenzustand ist das eine, die technische Limite unseren relativ kleinen (mit 127 ccm auf den Strassen von Vietnam zwar schon bei den grossen) Motorräder das andere. Vor allem aber sind es die zuerst anscheinend unvorhersehbaren Manöver der anderen Verkehrsteilnehmer. Ungebremstes einbiegen von links oder rechts ist normal, halsbrecherische Überholmanöver ebenfalls. Tatsächlich fühlt man sich zuerst einmal im Überlebenstraining, lernt aber schnell wie das ganze funktioniert. Es gibt ein paar wenige Regeln, die das ganze sehr viel sicherer machen:

  • Keine hektischen Bewegungen, immer langsam und stetig.
  • Wer stärker ist hat Recht, auch wenn er einem auf der eigenen Fahrbahn entgegen kommt.
  • Lastwagen überholen jeden und immer ohne abbremsen, auch wenn ein anderes Fahrzeug bereits am Überholen ist. Ausweichen in den Strassengraben ist allenfalls angesagt.
  • Der Langsamste fährt rechts am Rand.
  • Es ist aber besser nicht zu nahe am rechten Rand zu fahren, da von rechts nahe am Rand ohne Stopp eingebogen wird.
  • Hupen ist nicht aggressiv gemeint, sondern damit lassen dich die anderen wissen, dass sie sich dir nähern. Hupen gehört zum guten Ton.
  • Lichthupen heisst: “Achtung, ich bremse nicht”.

 

Im Vorfeld haben wir uns auch über die Legalität unseres Vorhabens informiert. Reicht ein internationaler Führerausweis oder muss allenfalls ein lokaler beantragt werden? Die Sachlage wird im Internet sehr verwirrend diskutiert und als ich unseren Motorradvermieter fragte, meinte er: “Uns ist wichtiger, dass du fahren kannst, nicht ob du den Führerschein hast”.  😉  Naja, ganz so locker sehen wir es (und wohl auch unsere Versicherung im Fall der Fälle) nicht. Nach intensiver Recherche finden wir im Internet was wir wissen wollen: Mit unserem internationalen Führerschein sind wir von Rechtswegen legal unterwegs. Zwar wird das den Polizisten ziemlich egal sein. Wenn sie etwas finden wollen, was wir falsch gemacht haben, werden sie auch etwas finden und das entsprechende Nötchen wird der Situation Abhilfe leisten. So erwarten wir es jedenfalls.